Aktuelles

Neulich mit Pino im Boxkeller

Aaaaaaadrien…!

Beim Stichwort Boxtrainer kommt mir als Erstes gleich Rockys zwergwüchsiger Schleifer mit tropfender Heinrich Gretler Nase in den Sinn. Mein Boxtrainer, Pino Coppola, ist von der Erscheinung her das pure Gegenteil von Mickey Goldmill. Schwarze halblange Haare, gepflegter Bart, grüner Parker mit Jeans und vorallem, er spudert nicht, wenn er spricht. Während Mickey Goldmill’s Box-Philosophie nicht über eine gewisse „Bumsen macht die Beine schwach“-Mentalität hinausgeht, spürt man beim diplomierten Homöopathen Pino in dieser Hinsicht einiges mehr Substanz. Während wir barfuss in seinem Boxkeller, der weniger bedrohlich wirkte, als von mir befürchtet, standen erklärte mir Pino, dass beim Boxen alles rund sein muss, die Bewegungen, die Schläge, dass sogar der imaginäre Raum um den Körper herum rund sei. Wow, so viel Tiefgang hätte ich in einem Boxkeller nicht erwartet.

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Der Boxkeller als Männerschmiede

Weich und geschmeidig

«Manchmal spreche ich im Training vom Jäger auf der Pirsch. Wie bewegt sich ein Jäger im Wald? Er trampelt nicht einfach. Nein, er geht ein paar Schritte, er bleibt stehen, er schaut, er horcht, er geht wieder ein paar Schritte. Er ist aufmerksam mit allen Sinnen.»

Pino Coppolas Augen sind hellwach, als er vom Wald und dem Jäger erzählt, seine Bewegungen werden geschmeidig. Wir sitzen im Café und sprechen über das Boxen. Vorher, im Training, konnte ich ihn beobachten. Ich sah es, das Lauern, das Tänzeln des Jägers. Ich sah ihn, den Boxer, aber auch als Wild – aufmerksam und geschmeidig, scheu und listenreich. Und immer bereit, blitzschnell in Deckung zu gehen. Drei Männer um die dreissig trainieren an diesem Abend unter seiner Leitung. Die Sequenzen sind kurz: Lockerungsübungen, Dehnungen, dann Sprint an Ort, das Tempo wird gesteigert, schneller, noch schneller, kurze Verschnaufpausen. Pino gibt kurze Kommandos, macht mit, ab und zu macht er eine Bemerkung, gibt einen Tipp, wie bei einer bestimmten Übung die Muskeln gezielter angesprochen werden können. Die Lust, den Körper zu fordern, ist spürbar und die Konzentration auf die Übungen schafft eine angenehme Atmosphäre. Der Boxkeller ist klein, ein Keller, weiss gestrichen, mit einem rohen Bretterboden. Boxgeräte und im Nebenraum eine improvisierte Garderobe machen die Einrichtung aus. Nach dem Aufwärmen schwitzen die Männer, und auch die Fensterscheibe setzt Kondenswasser an.

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